Aquarienpflege ohne Stress und Ärger

Zur Aquarienpflege bedarf es Wissen - hier gibt es die wichtigsten Tipps dazu.

Vor mehr als 150 Jahren verfasste der deutsche Naturforscher Emil Adolf Roßmäßler in der Monatsschrift „Die Gartenlaube“ zwei Aufsätze mit den Titeln „Der Ocean auf dem Tisch“ und „Der See im Glase“, in dem er sich mit der Faszination und der Pflege von Aquarien befasst.

Diese Veröffentlichungen gelten in Österreich und Deutschland als die Geburtsstunde der Aquarienkunde. Mittlerweile gibt es Hunderte Bücher und Zeitschriften, die sich mit allen Details der Einrichtung und Erhaltung eines Aquariums und seiner Bewohner beschäftigen.

Dennoch unterliegen AnfängerInnen bis heute einer ganzen Reihe von Missverständnissen, die viel zu häufig in Stress, Ärger und Enttäuschung enden.

Missverständnis Nummer eins: Ein Aquarium? Das macht doch so viel Arbeit! In Wahrheit kommt es ganz darauf an, wie man die Sache anlegt. Das Befolgen einiger einfacher Regeln kann AnfängerInnen vor Frust bewahren.
 

Meeresaquarium contra Süßwasseraquarium

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Süßwasseraquarien und Meerwasseraquarien. Wenn Sie nicht damit liebäugeln, Ihr Leben von nun an der Aquaristik zu widmen, vergessen Sie das Meerwasseraquarium. Es erfordert viel Wissen, großen Enthusiasmus, höheren technischen Aufwand und überdies werden die BewohnerInnen eines solchen Beckens - also Fische und niedere Tiere - nur in bescheidenem Maß gezüchtet. Das bedeutet, dass sie aus freier Wildbahn importiert werden müssen. Böse Zungen sprechen von „Verbrauchsaquaristik“ – die Tiere werden als bunte Augenweide für’s Wohnzimmer „verbraucht“. Meerwasseraquarien sollten nur von wirklich engagierten SpezialistInnen betrieben werden.

Für AnfängerInnen ideal ist das tropische Süßwasseraquarium. „Tropisch“ ist eine Kurzform für Lebensräume in Süd- und Mittelamerika, Asien, Afrika und Australien. Grob gesprochen bewegt sich der Temperaturbereich in solchen Becken zwischen 22 und 28 Grad Celsius. Das kommt den Bedingungen in einem Wohnraum sehr entgegen: Im Sommer wird es vermutlich nie zu heiß und im Winter ist das Aufwärmen mit einem elektrischen Heizstab eine Lappalie.

Im Gegensatz dazu muss ein Süßwasseraquarium, das einen heimischen Lebensraum darstellen soll, fast das ganze Jahr über gekühlt werden. Im Winter sterben außerdem die Wasserpflanzen ab (wie auch in der freien Natur). Kühlaggregate sind jedoch etwa fünfzig Mal so teuer wie ein durchschnittlicher Heizstab, laut, technisch anfällig und eigentlich nur in Zoos und bei wenigen ExpertInnen in Gebrauch. Tropische Süßwasseraquarien haben obendrein den Vorteil, dass sowohl die passenden Fische, als auch die Pflanzen zu neunzig Prozent von ZüchterInnen stammen.
 

Wie groß sollte das Aquarium sein?

Grundsätzlich gilt: Je größer, umso besser. Bei einem kleinen Behälter wirkt sich jede Nachlässigkeit und jeder Fehler rascher und nachhaltiger aus, als bei einem großen Behälter. Größere Aquarien sind bei der Betreuung einfacher! Eine Empfehlung: Erwerben Sie nichts unter einem Volumen von 60 bis 80 Liter.

Brauche ich eine Luftpumpe? Die Antwort lautet „nein“. Was Sie brauchen, ist ein Filter. Die hübschen Luftblasen, die in so vielen schlecht betriebenen Aquarien vor sich hinblubbern, treiben lediglich das Kohlendioxid aus, das die Pflanzen mit Wachstumsenergie versorgt. Als Sauerstoffanreicherung ist das Luftblasenspektakel ebenfalls unnötig.

Wichtig ist einzig und allein, dass die Wasseroberfläche immer leicht in Bewegung ist - nur so gelangt halbwegs effizient Sauerstoff ins Wasser. Das kann natürlich durchaus auch mit Hilfe von großen, aufsteigenden Luftblasen bewerkstelligt werden.

Ein guter Filter (ob nun elektrisch oder mittels einer Luftpumpe betrieben) bewegt die Wasseroberfläche und neutralisiert die Ausscheidungsprodukte der Fische. Dabei kommt es nicht darauf an, wie schnell das Wasser umgewälzt wird, sondern darauf, wie groß der Filter ist und ob man das richtige Filtermaterial verwendet. Selbst wenn das Wasser für den Laien glasklar und sauber wirkt - also alle Schmutzpartikel vom Filter erfasst wurden - können die Fische durchaus in einer Suppe aus Harnstoff und Ammoniak schwimmen.

Sparen Sie also nicht beim Filter. Er sollte möglichst groß sein und die Möglichkeit bieten, mehrere Filtermaterialien einzusetzen. Keramikröhrchen oder grober Kies bieten etwa jenen nützlichen Bakterien, welche die Schadstoffe abbauen, viel Lebensraum.
 

Todsünden beim Fischbesatz

Der Albtraum verantwortungsvoller AquarienliebhaberInnen sind jene Leute, die im Zoogeschäft „zwei rote Fische und zwei Blaue und einen Braunen, der so lustig drein sieht“ kaufen. Fische sind keine Ziergegenstände! Die Auswahl sollte nach folgenden Kriterien erfolgen:

  • Nach der Größe des verfügbaren Aquariums (Handtellergroße Buntbarsche oder Schnellschwimmer passen nicht in ein 60 Liter-Becken).
  • Nach der Zeit, die man für sie aufwenden kann (Wenn Sie kaum Zeit haben und nur abends füttern, haben nur anspruchslose Arten eine Chance).
  • Nach dem Verhalten (Ein einzeln gehaltener Schwarmfisch ist ebenso Tierquälerei wie die Haltung von grundelnden Bodenfischen auf scharfkantigem Kies).
  • Nach den Lebensraumansprüchen (Die bevorzugten Temperaturen und die Ansprüche an die Wasserqualität der einzelnen Arten sollten halbwegs übereinstimmen).

Es gäbe noch Dutzende gute Tipps - am besten ist es jedoch, vor der Anschaffung eines Aquariums ein wenig in populären Fachbüchern nachzulesen. Für die „Matura“ lernt man am leichtesten in einem Aquarienverein - in Wien und Niederösterreich gibt es zum Beispiel 18 Vereine mit etwa tausend Mitgliedern. Die Adressen finden Sie auf der Homepage des „Österreichischen Verband für Vivaristik und Ökologie“.

Eines noch: Wählen Sie die Tierhandlung, in der Sie einkaufen möchten, sorgfältig aus. Informieren Sie sich bei mehreren HändlerInnen, bevorzugen Sie dabei spezialisierte Aquarienfachgeschäfte und geben Sie jenem den Vorzug, der Sie am kompetentesten berät. Ein Aquarium nur nach dem Preis zu kaufen, ist der erste Schritt zum Misserfolg.
 

Richtwerte für den Arbeitsaufwand

Als Richtwert für den Aufwand, den man mit einem dicht bepflanzten, moderat mit Fischen besetzten 150 Liter-Becken hat, gilt:

  • Alle zwei bis drei Wochen zwei Kübel Wasser wechseln.
  • An sechs Tagen pro Woche füttern.
  • Fährt man auf Urlaub, kann so ein Becken und seine BewohnerInnen bis zu drei Wochen unbeaufsichtigt gelassen werden.
  • Drei Mail im Jahr das Filtermaterial auswaschen.
  • Alle 12-18 Monate die Leuchtstoffröhren wechseln.
  • Alle paar jarhe einmal das gesamte Becken ausräumen.

Egal, welche technischen Hilfsmittel Sie verwenden, wie groß das Becken ist und welche Fische darin schwimmen, auf eines kommt es in jedem Fall an: Auf das Schauen. Ein Aquarium kann man nicht in Gang setzten wie einen Automotor, man muss seinen Kreislauf und das Befinden der Fische „erfühlen“ können und darauf mit gezielten Pflegemaßnahmen reagieren. Jede/r kann das lernen, alle guten AquarianerInnen sind dazu unbewusst imstande.'
 

Weiterführende Informationen zu Fischen

Auf der Website Fischwissen erfahren Sie mehr über die artgerechte Haltung von Zierfischen. Die Website, die von Dr.in Claudia Kistler (SWILD, Stadtökologie, Wildtierforschung, Kommunikation) aufgebaut wurde, informiert über biologische Grundlagen und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu Fischen. Zentrales Anliegen ist, das Verständnis für das Fischwohl und die Bedürfnisse von Zier- und Laborfischen zu vertiefen.