Der kleine Gesundheitscheck für Meerschweinchen

So erkennen Sie, ob Ihr Meerschweinchen gesund ist.

Meerschweinchen neigen dazu, Krankheiten möglichst lange zu „verstecken“. Diese Verhaltensweise geht auf die wilde Stammform der Meerschweinchen zurück, denn ein offensichtlich krankes Meerschweinchen fällt schnell einem Fressfeind zum Opfer.

In der Heimtierhaltung ist dieses Verhalten leider kontraproduktiv, weil dem Halter so erste Anzeichen einer Erkrankung leicht entgehen können. Nur wer das Normalverhalten aller Meerschweinchen der Gruppe gut kennt, ist auch in der Lage, abweichendes Verhalten festzustellen, dass ein Hinweis auf eine Erkrankung sein kann. Gesträubtes, stumpfes Fell und eine gekauerte Körperhaltung sind auf jeden Fall ernst zu nehmen!


Gewichtskontrolle

Eine wichtige und leicht durchzuführende Maßnahme, um auch in größeren Gruppen die Futteraufnahme und das Wohlbefinden der Meerschweinchen zu überwachen, ist die regelmäßige Gewichtskontrolle, am besten wöchentlich oder im Abstand von zwei Wochen. So kann man Gewichtsabnahmen, die durch schlechtere Futteraufnahme oder auch durch Stress in der Gruppe verursacht sein können, gut feststellen. Ältere Meerschweinchen ab etwa 5 Jahren können einen altersbedingten Gewichtsverlust zeigen.


Gesundheitscheck

Neben der Gewichtskontrolle ist es auch wichtig, regelmäßig einen Gesundheitscheck durchzuführen. Dabei wird geschaut, ob das Fell dicht und ohne kahle Stellen ist. (Kahle Stellen hinter den Ohren und an der Innenseite der Vorderpfoten sind bei Meerschweinchen ganz normal.) Weiters muss die Länge der Krallen überprüft und die Krallen eventuell gekürzt werden. Auch ein Check der Sohlen ist empfehlenswert, besonders bei älteren Tieren, um die Entstehung eines Ballenabszesses rechtzeitig zu entdecken bzw. verhindern zu können. Die Analregion sollte genauso auf Sauberkeit überprüft werden wie Augen, Nase und Ohren.


Zahnkontrolle

Des Weiteren gehören die Vorderzähne regelmäßig überprüft, weil abgebrochene Zähne zu Problemen bei der Nahrungsaufnahme führen können und eine schiefe Abnutzung der Vorderzähne auf Probleme mit den Backenzähnen hinweisen kann.


Maßnahmen zur Gesunderhaltung

Die wichtigsten Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Meerschweinchen sind eine artgerechte Ernährung, die auch die notwendige Versorgung mit Vitamin C sicherstellt, die Haltung in einer harmonischen Gruppe und regelmäßiges Säubern des Geheges.


Häufig Gesundheitsprobleme

Die meisten Meerschweinchen sind relativ gesunde Tiere, aber leider lassen sich auch bei bester Haltung Krankheiten nicht in jedem Fall vermeiden. Häufige Gesundheitsprobleme bei Meerschweinchen haben mit Ektoparasiten (Milben und Haarlingen) zu tun. Meerschweinchen sind auch anfällig für Hautpilzerkrankungen. Verstärktes Kratzen und Unruhe, ev. Herumspringen, kahle Stellen, trockene, schuppige Haut und Verletzungen der Haut durch übermäßiges Kratzen sind Symptome, mit denen unbedingt ein Tierarzt/eine Tierärztin mit Meerschweinchenerfahrung aufgesucht werden sollte.


Du bist was du isst

Meerschweinchen haben Zähne, die ein Leben lang nachwachsen. Bei falscher Fütterung (zu wenig Heu) oder angeborenen oder erworbenen Fehlstellungen einzelner oder mehrerer Zähne kann es zu übermäßigem Zahnwachstum und zu Brückenbildungen der Backenzähne kommen. Die betroffenen Meerschweinchen sind dann an der Nahrungsaufnahme gehindert – eine fatale Situation, da die Verdauungsvorgänge bei Meerschweinchen nur dann richtig funktionieren, wenn laufend Futter aufgenommen wird. Daher gehört jedes Meerschweinchen, das die Futteraufnahme verweigert oder deutlich weniger frisst als normal, unverzüglich in tierärztliche Behandlung!

Als Folge von Zahnerkrankungen und den damit verbundenen Problemen mit der Nahrungsaufnahme oder durch Fehler bei der Fütterung können Probleme mit dem Verdauungssystem auftreten. Meerschweinchen sind relativ anfällig für Durchfall oder Blähungen, da sie als reine Pflanzenfresser einen recht sensiblen Verdauungstrakttrakt besitzen. Die richtige Ernährung mit Heu, ergänzt durch Saftfutter (Gemüse, Grünfutter von der Wiese, in kleinen Mengen Obst und Kräuter), und die Vermeidung schneller Futterumstellungen stellen wichtige Vorsorgemaßnahmen dar. Kommt es dennoch zu Problemen bei der Verdauung wie starkem Durchfall oder Aufgasungen, ist das Meerschweinchen so schnell wie möglich zu einem Tierarzt/einer Tierärztin mit Meerschweinchenerfahrung zu bringen.

Manchmal ist eine Verdauungsstörung die Reaktion auf einen Futterbestandteil, den das Meerschweinchen schlecht verträgt, zB eine Gemüsesorte. Da die Darmpassage bei Meerschweinchen etwa 3 Tage dauert, treten die Verdauungsstörungen vielfach verzögert auf. Bei wiederholtem Auftreten von leichtem Durchfall empfiehlt sich daher das Anlegen eines Futterprotokolls, in dem täglich alle Futterbestandteile mit Mengenangaben festgehalten werden, um den Futterbestandteil herauszufinden, der schlecht vertragen wird. Durchfall kann auch in oder nach Stresssituationen auftreten, zB nach Vergesellschaften.

Meerschweinchen sind auch anfällig für Atemwegserkrankungen. Eine saubere Haltung und vitaminreiche Ernährung sind wichtige Vorsorgemaßnahmen. Niest ein Meerschweinchen vermehrt, kommt es zu Nasenausfluss, Problemen bei der Atmung oder hustet das Meerschweinchen, gehört es in tierärztliche Behandlung. Tritt der Nasenausfluss nur während des Putzens auf, ist das allerdings kein Grund zur Sorge, denn Meerschweinchen bilden ein Augensekret, dass durch die unbehaarte Innenseite ihrer Vorderpfoten auf das Fell auftragen wird. So wird das Fell gereinigt.

Verweigern Meerschweinchen die Nahrungsaufnahme, ist es wichtig, das Meerschweinchen durch Päppeln weiterhin mit Nahrung zu versorgen. Daher sollte ein geeigneter Päppelbrei (bei TierärztInnen erhältlich) für Notsituationen immer zuhause sein. In den meisten Fällen ist es notwendig, den Päppelbrei mit Hilfe einer 1-ml-Einwegspritze, idealerweise einer Tuberkulin-Spritze mit Plastikspardorn (beim Tierarzt oder in der Apotheke erhältlich), zu verabreichen. Die Spritze wird dabei seitlich in das Mäulchen eingeführt und der Päppelbrei langsam in die Maulhöhle gedrückt. Das Tier darf sich dabei keinesfalls verschlucken!

Diese Form der Zwangsernährung ist immer nur eine Notlösung. Das Päppeln ist keine Dauerlösung, sondern nur eine Überbrückung, bis das Tier wieder selbstständig fressen kann. Dem kranken Tier muss immer frisches Heu und Wasser zur Verfügung stehen. Das Meerschweinchen sollte auch dazu animiert werden, selbst Heu zu fressen, denn sonst kommt es sehr schnell zu Problemen mit den Backenzähnen.


Kastration

Es kann notwendig sein, dass ein Meerschweinchen operiert werden muss oder ein Meerschweinchenbock kastriert werden soll. Meerschweinchen sind leider aufgrund ihrer Stressanfälligkeit keine idealen Patienten. Wichtig ist, dass Meerschweinchen im Gegensatz zu Katze oder Hund vor einer Operation nicht nüchtern sein dürfen. Das Meerschweinchen sollte bis kurz vor der Operation Heu und Wasser erhalten. Während und nach der Operation ist es wichtig, dass das Meerschweinchen warm gehalten wird. Es kann nach einer Operation erforderlich sein, dass Tier einige Tage auf Tüchern und nicht auf der normalen Einstreu zu halten. Diese Tücher müssen regelmäßig gewechselt werden.

Meerschweinchen sollten nach einer Operation sobald wie möglich wieder in ihre gewohnte Gruppe zurückkommen, sofern es nicht medizinische Gründe gibt, die dagegensprechen. Nach der Kastration von Meerschweinchenböcken ist es allerdings notwendig, diese für 6 Wochen ohne Kontakt zu Weibchen zu halten, da sie in dieser Zeitspanne noch zeugungsfähig sind.

Erscheint ein Meerschweinchen am Tag oder Tage nach der Operation lustlos und will es nichts fressen, sollte unbedingt wieder ein Tierarzt konsultiert werden.


Hitzeschlag

Meerschweinchen reagieren sehr empfindlich auf Hitze (Temperaturen über 27 °C). Das kann besonders im Sommer, beim Transport in einem heißen Auto oder in stark überheizten Räumen schnell ein Problem werden. Symptome eines Hitzschlags sind schnelle, flache Atmung, blasse Schleimhäute und vollkommene Teilnahmslosigkeit. In weiterer Folge kann es durch die Überhitzung zu einem Kreislauf-Versagen kommen, das schnell zum Tod führen kann. Zunächst muss man das Tier umgehend an einen kühlen, dunklen Ort bringen und in ein nasses, kaltes Tuch wickeln. Die Gliedmaßen kann man vorsichtig mit kaltem Wasser kühlen, aber auf keinen Fall den ganzen Körper in kaltes Wasser tauchen! Dann muss man das Meerschweinchen möglichst schnell zu einem Tierarzt bringen.

Einen Hitzschlag kann man vermeiden, wenn man die Tiere nicht ungeschützt direkter Sonneneinstrahlung aussetzt und immer für Schattenplätze sorgt, während der größten Sommerhitze für Kühlung sorgt oder die Meerschweinchen in einem möglichst kühlen Raum hält, auf Transporte mit dem Auto während der Hitze verzichtet oder unverzichtbare Transporte nur in klimatisierten Fahrzeugen durchführt und während der Heizperiode das Gehege nicht zu nahe bei einem Heizkörper aufstellt.


Literatur

  • Meerschweinchen: Heimtier und Patient von Birgit Drescher und Ilse Hamel, Enke Verlag, Stuttgart, 2012
  • Leitsymptome bei Meerschweinchen, Chinchillas und Degus von Anja Ewringmann und Barbara Glöckner, Enke Verlag, Stuttgart, 2012


Quelle: Dr.in Marion Reich, www.meerschweinchenberatung.at