Steckbrief Biber

Willst du wissen, warum Biber eigentlich Bäume fällen?

Lateinischer Name: Castor fiber


Aussehen

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  • Größe: Länge: bis 1 Meter; Kelle (Biberschwanz): 35 cm; Gewicht: bis 25 (30) kg
  • Pfoten: Die Vorderpfoten sind wie Hände mit Krallen zum Festhalten von kleinen Ästen. Die Hinterpfoten mit Krallen und Schwimmhäuten sind viel größer. Mit Vorder- und Hinterpfoten können die Biber einen Bau in der Erde graben.
  • Fell: Ihr Fell schützt sie vor Nässe und Kälte und ist hellbraunes bis schwarze gefärbt mit einer Fell-Dichte pro cm2: 12 000 bis 23 000 Haare je nach Region (Vergleich: Menschen haben im Durchschnitt etwas weniger als 300 Haare pro cm2).
  • Grannenhaare: Sie legen sich bei Wasserdruck dicht an den Körper und verhindern, dass die darunter liegenden Wollhaare nass werden.
  • Kelle (Biberschwanz): breit, flach und unbehaart dient er zum Steuern, zum Abstützen an Land, als Fettspeicher für den Winter und zur Verständigung. Auf das Wasser klatschen z.B. bei Gefahr).
  • Zähne: Wie bei allen Nagetieren wachsen sie ein Leben lang. Sie sind gelb bis orange, weil in ihnen Eisen eingelagert ist. Beim Nagen schärfen wir sie.
  • Sinne: Ohren, Augen und Nase sind so angelegt, dass wir sie beim Schwimmen aus dem Wasser halten können und alles mitbekommen, was an Land passiert. Besonders gut ist unser Geruchssinn.


Fortpflanzung

Äußerlich kannst du einen weiblichen Biber nicht von einem männlichen unterscheiden. Unsere Geschlechtsorgane liegen versteckt in Hautfalten. Die Paarungszeit ist von Jänner bis März. Nach circa 100 Tagen Tragzeit kommen die Jungen zur Welt. Meist sind es 2 bis 3 Junge, die noch acht Wochen gesäugt werden.


Die ersten Lebenswochen

Schon in der zweiten Lebenswoche knabbern wir an Pflanzen und in der dritten fressen wir schon daran. Wir können vom ersten Lebenstag an schwimmen, aber wir bleiben circa 8 Wochen im Bau und plantschen im Eingangsbereich herum. Wenn wir ungefähr ein Monat alt sind, machen wir mit unseren Eltern die ersten Ausflüge ins Freie. Bei Gefahr flüchten wir auf den Rücken der Eltern. Im ersten Lebensjahr werden wir von ihnen rundherum versorgt. Der Zusammenhalt in einer Biberfamilie ist sehr stark. Männchen und Weibchen bleiben oft ein Leben lang zusammen. Alle Familienmitglieder begrüßen einander mit Beschnuppern und kleinen Lauten. Nachts eng aneinander gekuschelt schlafen gehört zu unserem Familienleben einfach dazu. Auch die Fellpflege machen wir gemeinsam. Mit zwei Jahren verlassen die jungen Biber ihren Familienbau und begeben sich auf Wanderschaft. Sie gehen entlang der Gewässer weiter und suchen ein eigenes Revier.


Nahrung

Wir sind Pflanzenfresser: Im Frühling und Sommer fressen wir Gräser, Kräuter und Wasserpflanzen, aber auch Mais, Raps und Zuckerrüben, wenn sie nahe genug am Wasser wachsen. Im Herbst und Winter stehen Baumrinden und Knospen am Speiseplan. Deshalb fällen wir Bäume.


Das Bäume fällen 

Es geschieht meistens in der Nacht oder in der Dämmerung. Ein Biber nagt den Baum nicht ganz durch, damit er nicht auf ihn fällt. Er benagt ihn und wartet dann, bis er umfällt. Einen Stamm von 20 cm Durchmesser kann ein Biber in einer Nacht zum Umfallen bringen. Typisch ist die Sanduhrform, die von uns benagte Stämme haben.


Ihr Revier 

Mit einem Sekret markieren wir unser Revier, damit fremde Biber Abstand halten. Das nach Moschus riechende Sekret heißt „Bibergeil“. Es wurde in früherer Zeit von Menschen zur Erzeugung von Parfum genützt.


Biber im Winter 

Wir machen keinen Winterschlaf. In der kalten Jahreszeit verbringen täglich bis zu 20 Stunden in unserer Wohnhöhle, wo wir uns gegenseitig wärmen. In dieser Zeit lagern wir Zweige in der Nähe des Eingangs, damit wir auch etwas zu fressen haben, wenn das Gewässer zufriert. Vor der Kälte schützt uns das dichte Fell. Bereits im Sommer fressen wir uns eine drei bis vier Kilo schwere Fettschicht an, die besonders am Bauch und in der Kelle gespeichert wird. Sie wird im Winter verbraucht.


Gefahr auf der Wanderschaft

Da der Platz an den Gewässern begrenzt ist, kommt es oft zu Auseinandersetzungen mit anderen Bibern. Dabei verletzen sich manche von uns so schwer, dass sie daran sterben. Das hat die Natur so vorgesehen, damit es nie zu viele Biber auf einer Fluss- Strecke gibt. Eine Biberfamilie benötigt viele Bäume und Wasserpflanzen in ihrem Revier, deshalb braucht sie einen großen Abstand zur nächsten.


Biber-Teich

Die durchschnittliche Biber-Teichgröße liegt bei 4 Hektar.  


Biber-Grenze

Wir gehen maximal 15 bis 20 Meter vom Ufer weg, wenn wir Bäume fällen. Wenn Flüsse einen breiten Uferstreifen haben, können wir dort gut leben. Bei Gärten oder Felder, die sehr nahe am Wasser liegen, kann es passieren, dass wir dort fressen, was uns schmeckt. Deshalb ist es wichtig, dass die Menschen uns an Flüssen einen breiten Uferstreifen überlassen. Dann können wir in Ruhe leben und stören niemanden.

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Biberbau

Unsere Wohlhöhlen liegen beim Gewässerufer. Wir graben unter Wasser eine Röhre ins Ufer. Am Ende legen wir eine Höhle an. Das ist der Wohnkessel. Er liegt im Trockenen. Wir legen ihn mit Holzspänen aus. Das ist wie ein Teppich und hält den Boden warm, trocken und sauber. Wir Biber gehen nur im Wasser aufs WC. Manche Biberbauten haben auch mehrere Wohnkessel.

Wir haben drei verschiedene Behausungstypen:

  • Erdbau: Er liegt am Ufer tief unter der Erde. Nur an einer Stelle legen wir ein kleines Luftloch nach oben an. Von außen ist der Erdbau kaum erkennbar.
  • Mittelbau: Er entsteht an Ufern, an denen die Böschung (über dem Wasserspiegel) nicht mehr als einen Meter hoch ist. Wir können dort eine Wohnhöhle graben, aber die Decke bricht häufig ein. Deshalb decken wir sie mit Ästen ab, damit ein Dach entsteht.
  • Biberburg: Der Wohnkessel ist in einem großen Haufen aus Ästen. Dieser Bau wird oft errichtet, wenn das Gewässer ein sehr niedriges Ufer hat.


Biberdamm

Mit dem Dammbau verhindern Biber, dass Gewässer austrocknen und auch dass ein Gewässer zufriert. Mit dem Damm können die Biber den Wasserstand erhöhen und Flussbereiche besiedeln, die sonst wenig Wasser hätten. Sie wissen genau, wo die besten Stellen zum Dammbau sind. Dort, wo das Wasser langsam fließt und seicht ist, können sich schnell angeschwemmte Zweige und Schlamm ansammeln. Beim Bauen hilft die ganze Biberfamilie mit. Die Dämme können bis zu 100 Meter breit werden. Die normale Länge ist meist zwischen ein bis 10 Meter.


Bauwerke als Lebensraum für viele Tiere

Die Biber tragen den Schlamm in den Vorderpfoten und klemmen ihn zwischen Kinn und Vorderpfoten. Sie schaffen mit ihren Bauwerken Lebensraum für viele Tierarten! Nahe beim Damm fließt das Wasser langsamer. Dort können sich junge Flussfische in Ruhe entwickeln. Kröten, Frösche und Molche finden einen Lebensraum. Eisvögel und Wildbienen bevölkern den Uferabbruch, der durch Biberbauten entsteht. Unsere Landschaftsgestaltung zieht viele Tierarten an. Langweilige Flussabschnitte werden durch uns Biber schön wild!


Mensch und Biber

Die Anwesenheit des Bibers hilft auch den Menschen! Wenn Biber an Flüssen Bereiche mit ruhigen Gewässern schaffen, kann das ein Hochwasserschutz sein.

So funktioniert das Zusammenleben zwischen Menschen und uns: Bitte den Biberwunsch beachten: Haltet großen Abstand zu den Bibern und nehmt die Hunde an die Leine. Wenn Biber sich bedroht fühlen, flüchten sie nicht immer. Die Biber können sich auch mit Beißen wehren.


Schutz für das Ufer und einzelne Bäume

In der 15 bis 20 Meter- Uferzone: Wenn Ufer nicht abgegraben werden sollen oder wenn die Biber einzelne Bäume in Ruhe lassen sollen, können Menschen

  • sogenannte Drahthosen um Baumstämme wickeln.
  • Gitter in Teiche und Ufer einbauen.

Bitte gebt den Bibern Platz am Ufer und habt Verständnis für ihre Bautätigkeit!

Das kannst du für die Biber tun 

Halte dich an den Biber-Wunsch und gib dein Wissen weiter. Erkläre den Menschen, warum eine Landschaft mit Bibern besonders lebendig ist. Setze dich für Biber ein!




Zusammenstellung des Steckbriefs: Mag.a Daniela Lipka, Verein „Tierschutz macht Schule“

Fachliche Durchsicht: Ass.in Prof.in Dr.in Rosemarie Parz-Gollner, Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft, Universität für Bodenkultur.

Herzlichen Dank an Leopold Kanzler für die Bereitstellung der Fotos!